Nicht zu viele Menschen, sondern zu viele Egos

Sind genug Lebensmittel für alle da oder wird es knapp? (Quelle: https://www.pexels.com/photo/abundance-agriculture-bananas-batch-264537/)

Schon einmal etwas von Thomas Robert Malthus gehört? Wahrscheinlich nicht. Das ist nicht weiter schlimm, ist hier auch nicht das Thema. Aber dennoch besteht eine Verbindung zwischen dem britischen Ökonomen und diesem Beitrag. Doch alles der Reihe nach.

1798, also schon vor einer ganzen Weile, veröffentlichte Malthus nämlich anonym seinen vieldiskutierten Essay «On the Principle of Population». Darin vertritt er kurz zusammengefasst die Auffassung, dass die Nahrungsmittelproduktion an irgendeinem Punkt dem Bevölkerungswachstum nicht mehr standhalten kann und dies entsprechende Aktionen erfordere. Nun leben wir heute in einer Zeit, in der dieser Tenor wieder des Öfteren zu hören ist. Da ist von Überbevölkerung und Nahrungsmittelknappheit die Rede. Zwar sind die ca. 7,5 Milliarden Menschen, die 2019 auf der Erde leben, eine beträchtliche Zahl und eine solche Masse muss erst einmal versorgt werden, dennoch haben wir mit unserem Planeten einen echt tollen Verbündeten im Boot. Du merkst schon, hier wird eine Grundsatzdiskussion aufgerollt. Es sei jedoch gleich vorweggenommen: In diesem Beitrag wird nicht schwarz gemalt.

Fokus auf das Hier und Jetzt

Die Menschheit scheint sich nicht einig zu sein, ob der Tag kommen wird, an dem es zu einer echten Nahrungsmittelverknappung für die lebende Bevölkerung kommt. Prognosen schwanken stark. Während die einen behaupten, die Situation sei jetzt schon fatal, sagen die anderen, dass auch 65 Milliarden Personen problemlos ernährt werden können. Was tatsächlich passieren wird, wird die Zukunft zeigen, in die wir nicht blicken können. Was aber tatsächlich passiert, kann im Hier und Jetzt beeinflusst werden.

Die Zahlen helfen

Um etwas zu bewegen, kann eine Orientierung über den IST-Stand helfen. So schreibt beispielsweise die Stiftung für Konsumentenschutz (Schweiz): «Ungefähr ein Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel geht verloren, wird zerstört oder weggeworfen». Weiter führt sie aus, dass die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen schätze, die verschwendete Menge in den Industriestaaten entspreche der Lebensmittelproduktion der afrikanischen Länder südlich der Sahara. Haarsträubend, nicht?

Grosse Mengen der weltweit produzierten Nahrungsmittel landen im Müll. (Quelle: https://www.pexels.com/photo/assorted-color-plastic-trash-bins-2682683/)

Auch die Schweiz erscheint in keinem guten Licht

Wer denkt, in der Schweiz sehe die Sachlage viel besser aus, befindet sich auf dem Holzweg. Hierzulande werden ein Drittel der produzierten Lebensmittel in den Müll geworfen. 250’000 Tonnen Nahrungsmittel gehen jährlich in die Abfallsäcke der privaten Haushalte. Das macht 31kg pro Kopf. Mit dem Einbeziehen der Abfälle von Industrie, Landwirtschaft und Gastronomie sprechen wir von über zwei Millionen Tonnen Nahrungsmitteln, die in der Schweiz jährlich verschwendet werden. Angesichts solcher Zahlen drängt sich die Frage auf, wie man zum Schluss kommen kann, derzeit käme die Erde schon ans Limit. Zudem sollte nicht ausser Acht gelassen werden, dass sich Anbaumethoden und Know-how in den letzten Jahrzehnten ordentlich verbessert haben. Wenn man dann noch betrachtet, dass ca. 800 Millionen Menschen zu wenig Nahrung haben und hungern, muss man womöglich die Fragestellung ändern.

Vielleicht ein bisschen abgeben?

Dann lautet die Frage nicht mehr: «Wie kann man das Bevölkerungswachstum eindämmen?», sondern: «Wie lassen sich die Lebensmittel deckungsgleich verteilen?». Man stelle sich einmal vor, was wäre, wenn diejenigen, die mehr als genug haben, anderen von ihrem Überfluss zukommen liessen. Das könnte mit einem globalen oder kontinentalen Verteilungssystem gelingen. Aber auch kleinere Einheiten, wie Firmen, Universitäten oder Läden könnten Besseres tun als den Überfluss auf dem Müll zu deponieren. Ein Gedanke, der in diesem Zusammenhang immer wieder auftaucht, ist der, nicht verkaufte oder scheinbar abgelaufene Ware nach Ladenschluss an Bedürftige zu verschenken oder zu einem wesentlich günstigeren Preis zu verkaufen. Solche Bestrebungen gibt es zum Glück immer mehr (z.B. Äss-Bar oder Too Good To Go). Dazu kann man Handlungen in Frage stellen, die Lebensmittel nicht für die Ernährung brauchen, sondern für irgendwelche sonstigen Interessen, wie z.B. die Produktion von Biogas. Aber hier hapert es eben schnell beim Menschen.

Das Ego vor dem Wir

Mit dem Abgeben haben wir es nicht so. Stattdessen wird über Programme nachgedacht, wie man das Bevölkerungswachstum eindämmen könnte. Hierüber mag es unterschiedliche Haltungen geben, doch ein kritisches Reflektieren dieses Denkens kann nicht schaden. Der Verdacht, dass das Ich für viele nahezu endlos über dem Wir steht, verdichtet sich jedenfalls.

Jeder kann bei sich beginnen

Damit jeder genug zu essen und trinken hat, sind aber nicht nur die Grossen gefragt, sondern auch wir Kleinen. Dabei kann man schon mit wenig Aktion viel erreichen. Damit du schnell nachhaltiger leben kannst, bekommst du hier gleich eine Liste mit fünf Tipps, die dir verraten, was du easy tun kannst.

Mit wenig Aufwand etwas für alle tun. Dafür gibt’s ‘nen Daumen hoch. (Quelle: https://www.pexels.com/photo/close-up-photo-of-man-wearing-black-suit-jacket-doing-thumbs-up-gesture-684385/)

01 Halte Mass

Iss nach deinem Hungergefühl. Unnötiges Reinhauen ist nicht nur ungesund, sondern verschwendet zugleich Lebensmittel. Auch im All-You-Can-Eat-Restaurant muss man sich ja nicht gleich den ganzen Teller vollstapeln, sondern läuft lieber noch ein zweites Mal. Masshalten ist neben dem Schonen von Lebensmitteln und einem volleren Geldbeutel übrigens auch sonst gut für dein Leben.

02 Plane gut

Jeder kennt es und weiss, dass es nicht gut ist: Hungrig einkaufen gehen. Schreib dir einen Einkaufszettel und überlege, was du WIRKLICH brauchst. Auch wenn du zu Hause kochst, ist es eine Überlegung wert, dir im Vornherein Gedanken dazu zu machen, von was du wie viel brauchst.

03 Nutze das Internet

Viele Menschen wissen oft nicht, was am besten wie gelagert wird. Mit einer Suchanfrage und ein paar Klicks schaffst du im Handumdrehen die Grundlage für eine längere Lebenserwartung deines Kühlschranks oder deiner Obstbestände. Auch bei sonstigen Fragen rund ums Thema ist hier guter Rat nicht teuer.

04 Kauf auch, was nicht schön aussieht

Sei nicht diskriminierend! Oder was hast du gegen krumme Karotten? Mehr Erklärung braucht es hier nicht.

05 Reste sind oft das Beste

Es gibt so viele leckere Rezepte, die dir verraten, wie deine Brotreste zum Gourmet-Menü werden. Nebst dem Internet, lohnt sich diesbezüglich auch mal wieder ein Kaffeekränzchen mit Oma. Die freut sich zudem über deinen Besuch.


Quellen