Einen Komposter bitte!

Wie viele WGs in Chur besitzt auch meine keinen Kompost. Wie denn auch, wenn es in unserer Überbauung keine Grünabfuhr gibt? Nach kurzer Recherche fand ich die Lösung: Das Geheimrezept heisst «Bokashi Organko».

Ein Problem haben wir in unserer WG in Chur: der stinkende Abfalleimer. Jedes Mal, wenn wir nach dem Wochenende nach Chur zurückkehren, schimmelt dieser. Der Geruch ist so abstossend, dass wir dann den halb vollen Abfallsack entsorgen müssen. Um das Problem zu beseitigen, kam meine Mitbewohnerin auf die Idee, einen Kompost auf unserem Balkon anzulegen. Ohne Grünabfuhr und Würmer geht es mit dem «Bokashi Organko». 

«Bokashi Org…» WTF ?! 

Der Begriff «Bokashi» kommt aus dem Japanischen und bedeutet «fermentiertes, organisches Allerlei». Somit kommen in den «Bokashi Organko» alle Bioabfälle, die sich in der Küche sammeln. Aus diesen entsteht Dünger, der wiederverwendet werden kann. 

Man braucht einen Plastikeimer, der ein Sieb über dem Boden, einen Auslaufhahn und einen dicht schliessenden Deckel hat. Damit das Ganze funktioniert, werden effektive Mikroorganismen (EM) benötigt, die den Zersetzungsprozess des Bioabfalls auslösen und diesen vor dem Verrotten bewahren. Ist der Eimer voll, braucht es ungefähr drei Wochen, bis Dünger entsteht. Während dieser Wartezeit kann die entstandene Flüssigkeit beim Eimer abgezapft und verdünnt mit Wasser als Flüssigdünger oder als Abflussreiniger verwendet werden. Unterdessen wird der zweite Eimer mit neuem Bioabfall gefüttert.

Mein «Bokashi» auf dem Balkon

Der Weg zur stinkfreien WG – oder doch nicht?

«Klingt cool!», dachte ich mir und legte mir mit der Zustimmung meiner Mitbewohner einen zu. Dann aber kam die Corona-Pandemie und ich zog nach Hause zu meiner Familie zurück, weshalb ich nun hier den «Bokashi»-Versuch durchführe – sehr zum Widerwillen meiner Mutter. Sie hat Bedenken, dass der «Bokashi» grässlich stinken würde und ein Fänger für Fruchtfliegen wäre. Zum guten Glück wurde er dann nicht in den Schrebergarten meines Vaters verbannt, sondern darf jetzt trotzdem auf unserem Balkon hausen. Unseren alten Komposteimer stelle ich in den Keller, sodass niemand aus Gewohnheit seinen Bio-Abfall in diesen schmeissen wird. Und kurzerhand krempelte ich unseren Haushalt um: Nun sammeln wir den Kompost durch den Tag hindurch in einer pinken Plastikschüssel, da der «Bokashi»-Eimer so wenig wie möglich geöffnet werden sollte. Am Abend füttere ich dann meinen «Bokashi» mit dem gesammelten Inhalt und schütte noch eine Portion Mikroorganismen hinzu. 

Bitte mit Rohkost füttern!
Danach werden die Mikroorganismen darüber gestreut.

Am Anfang war es für alle Familienmitglieder eine Umstellung. Doch in kurzer Zeit gewöhnten wir uns alle daran, den Kompost nicht an den üblichen Ort zu deponieren. Mein Vater findet nun sogar Gefallen daran, da er von mir Dünger für seinen Garten bekommt. Darüber bin ich wirklich froh, denn ich wüsste nicht, was ich sonst mit so viel Dünger für ein paar Zimmerpflanzen anstellen sollte. Deshalb lohnt sich der «Bokashi»-Eimer vor allem für WGs, die Freude an Gartenarbeit haben oder Leute kennen, die einen Garten besitzen.

Verdünnt mit Wasser eignet sich diese Flüssigkeit super, um Pflanzen zu düngen.

Und wie steht es nun um das Stinken?! Mit gutem Gewissen kann ich euch sagen, dass der Komposter so gut verschlossen ist, dass sich keine einzige Fliege getraut hat, ihm näher zu kommen. Lediglich beim Öffnen riecht es etwas säuerlich. Vielleicht darf der «Bokashi Organko» trotzdem nicht nur für meinen Versuch auf unserem Balkon weilen…

Von Elena Oberholzer