Projekt 321

Es ist 07.00 Uhr morgens. Der Wecker klingelt. Langsam und noch leicht benebelt öffne ich meine Augen und blinzle in die Dunkelheit. Ich schalte den Wecker aus und überwinde mich aufzustehen. Nachdem ich mein Müesli gegessen und geduscht habe, öffne ich meinen Kleiderschrank und setze mich erst einmal auf die Bettkante. Was soll ich heute anziehen? Eine Frage, die mich Tag für Tag beschäftigt – wer kennt es nicht? Obwohl der Kleiderschrank zum Bersten voll ist, findet man doch nichts Passendes zum Anziehen. Und schwups finde ich mich auf «Zalando» wieder, um meinen Schrank, der sowieso schon aus allen Nähten platzt, noch ein bisschen mehr zu füttern. Ich bin sicherlich nicht die Einzige, der es so geht, aber was soll man tun? Kleider machen bekanntlich Leute. Aber geht das vielleicht auch easy nachhaltiger?

Wir leben in einer Konsumgesellschaft. Die Modebranche treibt diesen immensen Verbrauch ins Unermessliche. Werbekampagnen trichtern uns ein, wir wären wirklich viel glücklicher, wenn wir doch noch diese eine Jeans kaufen oder dieses Top, was natürlich auch super zu dieser Jacke passt. Wir werden erdrückt von der Masse an Modeangeboten. Die Verführung ist gross und als Fashionliebhaber*in kann man ihr kaum widerstehen. Auch wir, Syrah und Fabienne, können uns diesem Shopping-Rausch nicht entziehen und besitzen wohl beide ein bisschen zu viele Kleidungsstücke. Das eine oder andere sogar noch ungetragen und vergessen im Schrank. Viel zu selten fragen wir uns beim Kauf: «Brauche ich das wirklich?» Die Modeindustrie verschlingt viele Ressourcen unserer Erde: Wasser, Energie, Holz, Metal, Öl, und und und. Zusätzlich verbraucht die Produktion und der Transport Unmengen an CO2. Ganz zu schweigen von all den Arbeitskräften, die unter schlimmsten Bedingungen arbeiten müssen. Das alles damit wir zehn paar Schuhe, fünf Jeans, 23 T-Shirts, fünf Jacken, sieben Taschen und 15 Pullover besitzen können. Mode ist aber nichts Schlechtes, wenn sie nicht mit so viel unnötigem Konsum verbunden wäre.

UNSER PROJEKT

Was wäre, wenn wir nachhaltiger mit unserem Kleiderkonsum umgehen würden? Was wäre, wenn wir bewusster Kleidung konsumieren würden? Mit dieser Frage beschäftigte sich auch Zippora Marti. Inspiriert durch ihr Projekt, haben wir einen Selbstversuch nach dem Motto: «less is more – weniger konsumieren, mehr kombinieren!» gestartet. Das Projekt 321: 3 Wochen, 2 Frauen, 1 Kleid. Zum Wechsel in die Frühlingssaison haben wir drei Wochen lang dasselbe Kleid getragen und daraus 21 verschiedene Looks kreiert, die ihr euch ansehen könnt. Die Aktion soll auf einen nachhaltigeren Konsum aufmerksam machen und ein Zeichen setzen für alle Menschen, die auf der Schattenseite unseres kapitalistischen Systems stehen.


SYRAHS LOOKS

FABIENNES LOOKS


Welches ist dein Favorit-Look? Lass es uns in den Kommentaren wissen!

UNSERE EINDRÜCKE

Der wohl meist gehörte Kommentar zu diesem Selbstversuch war: «Wä, weisch wie stinkt s Kleid nach drü Wuche ahlege». Keine Angst! Wir haben die Kleider regelmässig gewaschen! Strümpfe waren und sind wohl immer noch nicht unsere besten Freunde und es gab die eine oder andere Laufmasche, aber glücklicherweise stiegen die Temperaturen rasch, sodass wir auch strumpffreie Looks anziehen konnten. Natürlich passten die Kleider nicht in jede Alltagssituation, aber Wandern oder Kunstturnen stand in diesen drei Wochen auch nicht auf unseren To-do-Listen. Mehr negative Punkte bei dem Selbstversuch gab es nicht. Dafür reichlich Positives.

«Es war entlastend aufzustehen und einfach schon zu wissen, was man anzieht.»

Man spart definitiv Zeit und erkennt auch schnell, wie vielseitig ein einziges Kleidungsstück sein kann. Was sind schon 21 Tage, dachten wir uns am Anfang. Aber zu Beginn war es auch leicht, Outfits zu kreieren. Doch je länger das Projekt dauerte, desto mehr Kreativität war gefragt. Wir entdeckten viele neue Möglichkeiten, Dinge zu kombinieren. In Zukunft werden wir uns bei jedem Kauf eines Kleidungsstückes wohl einmal mehr fragen: Brauche ich das wirklich? Wie kann ich es kombinieren? Minimalismus im Kleiderschrank schränkt dich nicht ein, es öffnet dir neue Türen für Ideen und Kombinationen und ist zusätzlich noch easy nachhaltig!

Hat dich dieser Beitrag inspiriert, deinen Modekonsum nachhaltig zu verbessern? Dann werde auch du zur Fashionista minimalista in 3 2 1! Go!

von Syrah Zweifel und Fabienne Widrig

2 thoughts on “Projekt 321

  1. Tolles Projekt und coole Looks, Syrah und Fabienne. Meine Favoriten sind Syrahs 15. Tag und Fabienne am Tag 20 😉

  2. Liebe Syrah und Fabienne
    Im Namen der Nachhaltigkeitskommission danke ich euch für diesen reflektierten Beitrag zur Modeindustrie. Das ganze mit einem Selbstexperiment zu verbinden, ist eine tolle Idee! Ich persönlich habe mich gefragt, ob es den Menschen um euch, überhaupt aufgefallen ist, dass ihr immer dasselbe Kleid getragen habt. Weiter so! Herzliche Grüsse Livia

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