Mehrweggeschirr

Der Mehrwert von Mehrweg

Müllberge. Meere voller Plastikmüll. Einwegverpackungen wohin das Auge reicht. Welche Alternativen gibt es? Und wie funktionieren diese? Eine kurze Vorstellung zweier Alternativangebote, um Plastikmüll zu vermeiden.

Der Zeiger springt auf 12.00 Uhr. Mittagspause. Was gibt es wohl heute zum Mittagessen? Wahrscheinlich ein ziemlich bekanntes Szenario unter Studenten. Ich selbst gehöre auch zu dieser Gruppe. Meist folgt dann ein Gang zum Coop Pronto oder zu einem nahe gelegenen Foodtruck. Ich entscheide mich für einen Salat aus dem Coop. Nach dem Essen bleibt eine grosse Plastikschale zurück. Als ich diese entsorgen möchte, hat es im Mülleimer fast keinen Platz dafür, da dieser schon so voll ist mit anderem Einweggeschirr. Ich frage mich: Gibt es keine andere Möglichkeit? Muss wirklich jeden Mittag so eine grosse Menge an Plastikmüll zusammenkommen?

Ich beginne zu recherchieren und werde fündig: In Bern wurde vor etwas mehr als drei Jahren eine Firma gegründet, die sich zum Ziel gesetzt hat, ein Netzwerk für Mehrweggeschirr aufzubauen. Mittlerweile nehmen bereits über 1000 Betriebe am Programm teil. Das Netzwerk funktioniert folgendermassen: Man bestellt eine Mahlzeit und wünscht, dass das Essen in einen Mehrwegbehälter gefüllt wird. Dieser kostet zwar zehn Franken, aber wenn man die Box nach der Mahlzeit wieder zurückbringt, bekommt man das Depot wieder zurück.

Bei teilnehmenden Betrieben wird das Essen auf Wunsch in einem wiederverwendbaren Behälter serviert. Quelle: zVg/recircle.ch

Die Box muss aber nicht zwingend beim gleichen Take-away zurückgegeben werden. Man kann sie auch ganz einfach am nächsten Tag bei einem anderen Take-away des Netzwerks zurückgeben oder wieder auffüllen lassen. Dennoch seien viele Kunden und auch Take-aways am Anfang skeptisch. Aber wenn jemand einmal angefangen habe, höre er in der Regel nicht mehr auf, so Jeanette Morath, Geschäftsführerin von «reCircle».

Der Behälter kann beim nächsten Take-away zurückgebracht werden und wird durch einen Sauberen ersetzt. Quelle: zVg/recircle.ch

Einige weitere Gedanken führen mich schliesslich auch zum Detailhandel im Allgemeinen. Wenn man in einem Geschäft einkaufen geht, sind viele Lebensmittel in Plastik eingepackt. Sei es das vakuumierte Fleisch oder das abgepackte Müesli. Kaum eine Verpackung kommt ohne Plastik aus. Auch in diesem Bereich gibt es bereits einige Lösungsansätze. In der Schweiz gibt es gemäss nachhaltigleben.ch bereits über 40 sogenannte Unverpackt-Läden. Hier werden alle Produkte im Offenverkauf angeboten und man kann alles in eigene Mehrwegbehälter abfüllen. Dieses Ladenkonzept kommt bei vielen Leuten sehr gut an, erklärt Natacha Espirito Santo, Geschäftsführerin vom Churer Unverpacktladen «Obaaba»: «Negative Rückmeldungen bekommen wir eigentlich fast keine». Auf die Frage, wieso dieses Konzept nicht auch von Grossverteilern übernommen wird, antwortet die Geschäftsführerin: «Was die «Grossen» daran hindert, weiss ich nicht. – Das Unverpackt-Konzept braucht eine extrem saubere und konsequente Arbeitsweise. Vielleicht sind sie nicht bereit, diesen Aufwand auf sich zu nehmen. […] Kann sein, dass da der Profit im Vordergrund steht.»

Unverpackt-Laden
In einem Unverpackt-Laden können Lebensmittel in eigene Behälter abgefüllt werden. Bild: © Fabian «Bane» Florin

Eines ist klar: Wir haben es in der Hand, wenn wir den Plastikmüll reduzieren wollen. Wir müssten dazu einfach gewisse kleine Dinge in unserem Leben verändern. Ich bin überzeugt, dass es uns am Anfang nicht besonders leicht fallen wird unser gesamtes Konsumverhalten umzustellen. Aber irgendwann werden wir uns daran gewöhnen und es wird uns komisch vorkommen, wenn uns plötzlich jemand das Mittagessen in einem Einwegbehälter anbieten möchte.

Von Ueli Schmalz