Eine Umfahrungsstrasse im Oberaargau stösst auf Unverständnis

Grüne Wiesen und lebendige Natur: Im bernischen Oberaargau ist die Welt noch in Ordnung. Doch diese Idylle wird bald gestört. Eine Umfahrungsstrasse zwischen Aarwangen und Bützberg steht kurz vor dem Spatenstich. Doch was halten die Anwohner von diesem Projekt und was sind die Auswirkungen auf Flora und Fauna?

Zwischen den bernischen Gemeinden Aarwangen und Bützberg wird seit 20 Jahren eine Umfahrungsstrasse geplant. Diese Strasse hat das Ziel, den Verkehr in Aarwangen zu entlasten. Doch lange war es ruhig um dieses Projekt. Jetzt sind mögliche Streckenplanungen vorgestellt worden.

Doch die angedachte Strecke passt nicht allen. Anwohner von Bützberg und der WWF-Bern stören sich an der geplanten Strassenführung, da diese nicht nur fruchtbaren Acker und grüne Wiesen unterteilt, sondern auch ein Smaragd-Schutzgebiet und so die heimischen Tierarten gefährdet. Samuel Jenzer, ein Landwirt von Bützberg, und Eva Fuhrimann, eine Anwohnerin Bützbergs betonen beide, dass nicht nur das hier und jetzt auf dem Spiel steht, sondern auch die zukünftigen Generationen damit leben müssen. Und eine Strasse mitten durch grüne Flächen, sei nicht zukunftsorientiert.

Die Natur hinter Bützberg ist nicht nur für Bauern interessant, denn das Naherholungsgebiet lockt auch Jogger*innen, Velofahrer*innen und Spaziergänger*innen an. In der einzigartigen Ruhe kann man sich vom Alltagstrubel absetzen und neue Kraft finden. 

Kurt Eichenberger, Geschäftsleiter des WWF Bern, unterstützt die Anwohner*innen mit voller Kraft. Denn neben der ruhigen Natur und dem beliebten Ausflugsziel steht noch viel mehr auf dem Spiel. Denn in der geplanten Route haben sich viele Tierarten niedergelassen:

Von majestätischen Greifvögeln, zu lautlosen Fledermäusen bis hin zur spannenden Geburtshelferkröte. All diese Tierarten haben sich ebenfalls dank der Stille und Dunkelheit der Umgebung ein Zuhause eingerichtet, welches mit dem Bau der Strasse in Gefahr kommen könnte. Laut Kurt Eichenberger ist das Risiko gross, dass die Population der heimischen Tierarten stark dezimiert, wenn nicht sogar komplett verschwinden könnte.

Doch die Gegner der Umfahrungsstrasse kämpfen nicht nur gegen den Bau an, sie erarbeiten gleichzeitig mögliche Lösungsvorschläge, die einen Kompromiss zwischen der Verkehrsentlastung von Aarwangen und dem Schutze der Natur führen würde.

Kurt Eichenberger meint: «Wenn man eine Strasse möglichst unideal bauen will, dann ist es diese hier.» 

Das kleinere Übel.

In Aarwangen herrscht stand heute ein grosses Verkehrschaos. Vor allem während den Stosszeiten darf man schnell eine Viertelstunde länger dafür einplanen. Dass dieses Chaos gelöst werden muss, ist ein verständliches Ziel. Jedoch kann es nicht sein, mit einer Strasse, die viel Grünfläche zerstört und die Natur vertreibt, ein Problem zu lösen nur um gleichzeitig ein neues zu erschaffen. Denn die Umfahrungsstrasse würde mit dem aktuellen geplanten Projekt in die bereits heute stark befahrene Zürich-Bern-Strasse münden. Statt ein Verkehrschaos in Aarwangen, wäre das Chaos in Bützberg angesiedelt.

Von Sandro Lovato, Yves Adrian Stohler und Manuel Keusch