Corona-Virus und Lockdown – Eine Hilfe in Richtung Klimaschutz?

Seit dem Einbruch des Corona-Virus hat sich die Klima-Debatte in der Prioritäten-Liste nach hinten versetzt. Der Virus brachte jedoch gute Nebeneffekte mit ein. In Peking sah man seit Jahren wieder einen blauen Himmel, in Venedig schwammen Delfine in den Kanälen und bei uns zwitscherten die Vögel zwischen den Häuserreihen, während Füchse durch die Strassen huschten. Die Ruhe ist es, welches die Tiere ermutigte, aus ihren durch den Menschen verkleinerten Gebieten heraus zu dringen. Diese Ruhe könnte auch für mehr Paarung und somit vermehrten Nachwuchs sorgen. (Positive Folgen Des Coronavirus – Natur Erobert Städte Zurück | Das Erste, n.d.) Nicht nur die effektiven Folgen für die Natur und die Tiere sind positive Veränderungen. Die Sichtweise der Menschen zur Natur hat sich auch verbessert. Der Spaziergang im Wald oder am See während den Lockdown-Wochen liess die Menschen die Natur wieder mehr wertschätzen. Man erholte sich von den ständigen Nachrichten des Corona-Virus und genoss die kurze Auszeit und den blühenden Frühling.

Fakten betreffend den getroffenen Massnahmen

Verkehr

Während des Lockdowns verliessen die Menschen nur bei Notwendigkeit das Haus. Diese Einschränkung hatte die Folgen, dass 30 % weniger, an Wochenenden sogar bis zu 50 % weniger Verkehrsaufkommen stattfand. (Coronavirus-Pandemie Und Umwelt, n.d.) Folglich reduzierten sich die Emissionen aus Treibstoffen. Diese Reduktion konnte nachweislich anhand von Schadstoffbelastungen, wie Feinstaub, messbar gemacht werden. Auch die Verschmutzung durch den Strassenlärm senkte sich stark.

Waldbesuche

Wie in der Einleitung erwähnt, zog es vor allem Schweizer, die in Städten leben, wieder in die Natur um Erholung und Sport zu betreiben. Während man vor dem Lockdown seine Joggingrunden fast alleine geniessen konnte, drängelte man sich jetzt an Familien und fitnessbewussten Menschen vorbei. Gemäss einer Befragung der Waldmonitoring Soziokulturell im Auftrag des Bundesamt für Umwelt hatte man jedoch viel Verständnis gegenüber den anderen Menschen, die sich ebenfalls im Wald aufhielten (Der Corona-Lockdown veränderte Die Waldbesuche Der Schweizer Bevölkerung – WSL, n.d.).

Doch wie viel Verständnis hatte man gegenüber den Waldtieren und Pflanzen? Diese fühlten sich umso mehr gestresst. Die ebenso erwachte Pflanzenwelt benötigte Ruhe und Unberührtheit, um richtig zu gedeihen und wachsen zu können. Grundsätzlich war aber allen schon geholfen, wenn Waldbesucher auf den Wegen bleiben und keine illegalen Feuerstellen errichteten.  

Abfall

Sind die obengenannten Auswirkungen des Lockdowns hauptsächlich positiv gewertet worden, zeigt sich jedoch auf Betrachtung hinsichtlich des produzierten Abfalls eine negative Entwicklung (Mehr Abfall Während Corona-Lockdown – PilatusToday, n.d.). Die steigende Abfallproduktion lässt sich damit erklären, dass die Menschen Zuhause mehr entrümpelten.

Mit dem Zuhause-Sein stieg die Konsumrate der Online-Shops. Auch wenn die Online-Shops boomten, gaben die Menschen aber durchschnittlich weniger Geld aus als vor dem Lockdown. Die Verpackungen der Online-Shops liessen die Abfallproduktion jedoch ebenfalls ansteigen.

Ist nach dem Lockdown vor dem Lockdown?

Doch was passiert nach der Corona-Zeit. Wenn der Fernverkehr wieder normal aufgenommen wird. Vergisst der Mensch das Bewusstsein für die Natur? Kehrt er erneut zurück zu Langzeitflügen und Verkehrslärm? Trampelt er auf Wanderungen achtlos auf der Natur herum und verpestet die Ruhe mit seinem Lärm? Was lernen wir von solch einer Notsituation für die Nachhaltigkeit?

Pandemie und Nachhaltigkeit

Anhand des Corona-Virus wurde die direkte Verbundenheit mit der Natur klarer dargestellt. (Ein Wendepunkt Ist Erreicht – Nachhaltigkeitskommunikation, n.d.). Der Virus, vermutlich über Tiere auf Menschen übertragen, zerstört unser Zusammenleben. Drängt der Mensch die Tiere aus ihren Habitaten in einen ungewollten nahen Kontakt der Menschen, übertragen sich Krankheiten schneller (Coronavirus-Pandemie Und Umwelt, n.d.). Schutz der Lebensräume der Tiere, sowie der Erhalt einer reichhaltigen Biodiversität schützen uns vor solchen Pandemien.

Der Trugschluss der Menschheit ist zu denken, die Natur kontrollieren zu können. Dunkle Zeiten sagt Zukunftsforscher, US-Ökonom und Bestseller Autor Jeremy Rifkin voraus. Er ist überzeugt, dass Pandemien vermehrt vorkommen werden. Grund dafür sei die Fragilität der Menschheit. Die Mehrheit wohnt in riesigen Städten und ist daher schnell anfällig auf Ansteckungen. Verändere sich nichts betreffend Klimaschutz, seien extreme Unwetter, Verschmutzungen und Brände keine Seltenheit mehr. Diese Zustände würden uns erneut in die Quarantäne drängen.

Glokalisierung

Müssen wir in Quarantäne leben, um die Natur zu schützen? Dies schein eine unmöglich durchführbare Lösung für die Menschheit. Was sieht der Zukunftsforscher Rifkin als Lösung? Er spricht vom Begriff Glokalisierung (Glokalisierung – Was Ist Das?, n.d.). Dieses neologistische Wort bildet sich aus den zwei Wörtern Globalisierung und Lokalisierung. Diese zwei Begriffe sind als verbundene Ebenen zu verstehen. Ein Gleichgewicht zwischen dem Globalen sowie dem Lokalen soll geschaffen werden. Lokal einkaufen und lokale Dienstleistungen in Anspruch nehmen, helfen, ein regionales Netzwerk zu schaffen. Auch die Anpassung der Preise der jeweiligen Produkte an den Preisklassen der Länder gehört zur Glokalisierung. Solches Vorgehen schützt vor Pandemien und unterstützt den Klimaschutz.

Was wir aus dieser Pandemie-Erfahrung lernen können

Es gilt nicht zu vergessen, wie wichtig die herausziehenden Schlüsse dieser Pandemie-Erfahrung für unser zukünftiges Leben sind. Auch wenn man aufgrund des Versammlungsverbots nicht mehr auf die Strasse schreiten kann, um sich lautstark für den Klimaschutz zu aktivieren, kann jeder von uns Veränderung von Zuhause aus durchführen. Was du ganz einfach dafür machen kannst? – Support your locals! Du musst nicht gänzlich asketisch leben und auf Konsum verzichten. Unterstütze die lokalen Märkte und Betriebe und sensibilisiere deine Mitmenschen, ohne sie mit dem warnenden grünen Finger zu erschrecken.

Von Rayyan Waldburger

Quellen

Coronavirus-Pandemie und Umwelt. (n.d.). Retrieved July 10, 2020, from https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/ernaehrung-wohnen-mobilitaet/dossiers/corona-und-umwelt.html

Der Corona-Lockdown veränderte die Waldbesuche der Schweizer Bevölkerung – WSL. (n.d.). Retrieved July 10, 2020, from https://www.wsl.ch/de/newsseiten/06/der-corona-lockdown-veraenderte-die-waldbesuche-der-schweizer-bevoelkerung.html

Ein Wendepunkt ist erreicht – Nachhaltigkeitskommunikation. (n.d.). Retrieved July 10, 2020, from http://www.nachhaltigkeitskommunikation.at/ein-wendepunkt-ist-erreicht/

Glokalisierung – Was ist das? (n.d.). Retrieved July 10, 2020, from http://veraenderungsmanager.com/glokalisierung/

Mehr Abfall während Corona-Lockdown – PilatusToday. (n.d.). Retrieved August 27, 2020, from https://www.pilatustoday.ch/zentralschweiz/mehr-abfall-waehrend-corona-lockdown-137676507

Positive Folgen des Coronavirus – Natur erobert Städte zurück | Das Erste. (n.d.). Retrieved July 10, 2020, from https://www.mdr.de/brisant/natur-erobert-stillgelegte-staedte-zurueck-100.html