Mit dem Ausruf der Klimastreik-Bewegung am ersten nationalen Treffen in Bern, am 30. Dezember 2018, verbreitete sich die Klimabewegung in der Schweiz wie ein Lauffeuer. Für «Klimastreik Schweiz» ist die Devise klar: Es handelt sich nicht um einen Klimawandel, sondern um eine Klimakrise. Unter der Corona Pandemie hat nicht nur die mediale Aufmerksamkeit gelitten. In einem Gespräch mit der Aktivistin Anja Gada durften wir einen vertieften Einblick in den aktuellen Stand und die Zukunftspläne der Bewegung erhalten.

Die Klimakrise beschäftigt die Schweizer Jugend wie kein anderes politisches Thema. «Klimastreik Schweiz» ist Teil der weltweiten sozialen Bewegung «Fridays for Future». Bestehend aus mehreren Regionalgruppen lebt sie von engagierten Aktivist*innen. «Klimastreik Schweiz» fordert eine rasche Reaktion seitens der Politik: Darunter die Ausrufung des Klimanotstands, eine schweizweite Reduktion der Treibhausgasemissionen auf Netto 0 bis 2030, Klimagerechtigkeit und transparente Finanzflüsse. Diese Forderungen trieben vor der Pandemie tausende Jugendliche auf die Strasse.

Fotos von «Klimastreik Schweiz»: https://www.flickr.com/people/climatestrike/

«Während der Pandemie ist das Feuer etwas erloschen.»

So beschreibt Anja Gada die aktuelle Situation. Die Massnahmen des Bundesrates üben starken Druck auf die Bewegung aus. Durch die Unterdrückung des Demonstrationsrechts wurde den Aktivist*innen ihr schlagkräftigstes Kommunikationsinstrument entzogen. Auch die schwindende mediale Präsenz erschwert es ihnen, die Beteiligung aufrechtzuhalten. Die Pandemie hat gezeigt, dass es möglich ist, schnelle und wirkungsvolle politische Massnahmen zu ergreifen. Für Anja ist dies umso frustrierender: «Wieso wird bei der Klimakrise politisch nicht ebenso konsequent nach den wissenschaftlichen Fakten und deren Notwendigkeit gehandelt?»

Der Druck ist auch im Kern der Bewegung zu spüren. Da unter anderem Treffen vor Ort untersagt sind, verlieren Neuzugänger*innen den Anschluss. Darunter leiden vor allem die Dynamik und der Teamgeist. Trotz der frustrierenden Umstände zeigen die Beteiligten weiterhin Mut. Mit kleineren Aktionen macht «Klimastreik Schweiz» immer noch auf sich aufmerksam. So wurde beispielsweise ein Banksy Imitat an das Hauptgebäude der UBS Bank in Zürich gesprüht. Es zeigt einen Bänker, welcher sich mit der brennenden Erdkugel seine Zigarre anzündet.

Genau solche Aktionen sind ein wichtiges Instrument, um weiterhin Wellen zu schlagen. Ein kreativer und nachhaltiger Ansatz ist der «Strike for Future», welcher sich aus unabhängigen regionalen Klimagruppen zusammensetzt. Diese sind für jeden zugänglich, untereinander vernetzt und können eigenständig gegründet werden. Der «Strike for Future» am 21. Mai 2021 ist weitaus mehr als nur ein Tag der Mobilisierung. Er schafft die Grundlage für einen längerfristigen Prozess, der darauf abzielt, die notwendigen Veränderungen auf allen gesellschaftlichen und politischen Ebenen herbeizuführen. So sollen nicht nur junge Menschen am Prozess teilnehmen, sondern Personen aus allen möglichen Gesellschaftsschichten, Altersklassen und Bevölkerungsgruppen.

«Ich wünsche mir, dass es nicht heisst, ‹Danke, ihr Jungen. Cool, dass ihr euch einsetzt.› Sondern ‹Genau, ihr habt recht, ich bin dabei!›»

Anja ist der Meinung, dass ältere Generationen sich nicht für die Krise verantwortlich fühlen müssen, da dies nur lähmend wirkt. Sie sollten in der Gegenwart Initiative ergreifen. Beispielsweise in den Bewegungen «Eltern fürs Klima», «Teachers for Future, Architects for Future» und «Klima-Grosseltern-CH».